Kindertagesstätten in Berlin

Kinder haben ein Recht

auf Beschwerde

 

Unsere Kitas unterstützten die Entwicklung von Kindern zu selbstbestimmten Persönlichkeiten. Dazu gehört, dass Kinder an allen sie betreffenden Angelegenheiten beteiligt werden – und sich beschweren dürfen, wenn ihnen etwas missfällt. Warum das Recht auf Beschwerde wichtig und verknüpft ist mit der Bildung für nachhaltige Entwicklung, berichtet Kitaleiterin Kathleen Van der Wyst aus der Kita Havelnest.

 

Frau Van der Wyst, warum ist es wichtig, dass Kinder lernen sich zu beschweren?

Zuallererst ist es uns wichtig, dass Kinder ihre Rechte kennen. Und besonders ihre Beteiligungsrechte wie das Recht auf freie Meinungsäußerung und damit das Recht auf Beschwerde. Der zweite wichtige Grund ist, dass unsere Kinder in einer Demokratie aufwachsen und dadurch für alle Kinder unseres Hauses durch das Rechtsstaatsprinzip die gleichen Rechte und Gesetze gelten und ausgehandelt werden können. Nur wer seine Rechte kennt, kann sie auch wahrnehmen und einfordern. Daher sensibilisieren wir immer zum neuen Kitajahr die Kinder für ihre Rechte basierend auf der UN-Kinderrechtskonvention vom 20. November 1989.

 

Welche Kompetenzen werden dadurch gefördert?

Kinder lernen durch das Kennenlernen und Wahrnehmen dieser Rechte Selbstbewusstsein, Kritikfähigkeit, Sicherheit, Empathie, Toleranz und Lösungsstrategien zu entwickeln. Unsere Arbeitsgrundlage ist das Berliner Bildungsprogramm und die darin beschriebenen zu erlernenden Kompetenzen wie die Ich-Kompetenzen, Sozialkompetenzen, Sachkompetenzen und lernmethodischen Kompetenzen, wie sie sich Wissen aneignen und wie sie ihre Rechte einfordern können. Und dazu gehört eben auch zu wissen, wenn ich mich beschwere, wie ich das tun kann.

 

Wie sieht das Beschwerdeverfahren in der Kita Havelnest aus?

Wir zeigen den Kindern Wege auf. Auch zunächst zu erkennen, ich habe eine Beschwerde und wie kann ich sie formulieren. Beispielsweise möchte ein Kind nicht mehr an einem runden Tisch sitzen, lieber an dem Eckigen. Es kann das aufmalen, einen runden Tisch, der durchgestrichen ist. Seine Beschwerde können wir in einem Morgenkreis mit allen Kindern besprechen, nach Lösungsvorschlägen fragen, sie sammeln und aufschreiben. Anschließend kann sich das Kind überlegen, welche Lösung es angehen möchte. Am Schluss gibt es eine Ergebnissicherung, ob und wie das Problem gelöst wurde. Dann wird es in einem Beschwerdebuch abgehakt oder es gibt einen Sorgenfresser, der den Zettel mit dem Problem verschwinden lässt. Jede Gruppe hat sich ein eigenes Verfahren gemeinsam mit den Kindern erarbeitet.

 

Wie haben Sie das Beschwerdeverfahren mit Ihrem Team entwickelt?

Wir haben letztes Jahr im Februar eine Online-Weiterbildung durchgeführt mit dem Ziel, ein Beschwerdeverfahren zu entwickeln. Im Vorfeld hatten wir uns regelmäßig zu unserer pädagogischen Haltung ausgetauscht, denn eine wichtige Grundlage ist eine dialogische Kommunikation auf Augenhöhe mit den Kindern. Ohne diese pädagogische Haltung kann man Beschwerden von Kindern nicht gut aushalten. So können wir Beschwerden als Bereicherung und als Entwicklungspotenzial wahrnehmen. Das entspannt den Kitaalltag und wirkt deeskalierend, da nicht mehr die Pädagogen alles regeln müssen, sondern die Kinder oft selbst aufeinander zugehen und sagen »Wir müssen mal reden«.

 

Wie spielt auch die Bildung für eine nachhaltige Entwicklung eine Rolle?

Wir sind sehr ressourcenorientiert. Wenn sich ein Kind beschwert, es bräuchte etwas Neues, schauen wir, ob wir etwas recyceln oder aufarbeiten können. Ein weiteres Beispiel: Die Kinder beschweren sich, dass es aktuell keine Erdbeeren gibt in der Pause. Dann erklären wir ihnen, warum es im Moment nur Äpfel oder Obst aus Nachbarländern gibt und wir keine Erdbeeren aus fernen Ländern kaufen, da der Import hohe Energie- und Transportkosten verursacht. Und wir so mit unserem Verhalten dazu beitragen, die Umwelt zu schonen.

 

 

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